Es ist kühl geworden. Das Leben in den Dörfern ist kaum mehr
spürbar. Gut, dass es wenigstens geheizte Bars gibt, wo man ein oder
zwei Gläser Wein trinken kann. Ich warte bis es acht Uhr ist und ich
den Pilgergottesdienst besuchen kann. Gestern hat der Priester in
Estella die Messe schnell und ohne innere Betiligung hinter sich
gebracht. Es löschte mir ab. So muss man nicht erstaunt sein, wenn
immer weniger Leute in die Kirche gehen. Bin gespannt, wie es heute
ist. Zwei Stunden später. Ganz anders der Gottesdienst in der überaus
üppig mit Gold ausgestatteten Barockkirche in Los Arcos. Der Priester
feierte in Andacht die Messe und gestaltete den Pilgersegen
persönlich. Jeden einzelnen Pilger fragte er nach seinem Wohnort,
sagte ein paar Worte zu ihm, drückte ihm die Hand und gab ihm ein Bild
von Santiago inkl. Pilgergebet mit auf den weiteren Weg.
Auch in der Kirche gibt es halt gute und weniger gute Priester. Ich
nehme mir zuhause das Recht heraus, jene (wenigen) Kirchen
aufzusuchen, wo ich mich aufgehoben fühle. Auf meiner Pilgerreise kann
ich das leider nicht.