Es sind mehr Leute in dieser Jahreszeit unterwegs als ich gedacht
habe. Man findet aber problemlos Platz in den Herbergen. In Acés, wo
ich heute übernachte, gibt es 4 Pilgerherbergen, die sich gegenseitig
konkurrenzieren. Obwohl ich immer alleine pilgere und auch sonst nicht
sehr kontakthungrig bin, kennt man mit der Zeit viele der Mitpilger/
innen. Da ist der frisch pensionierte Ingenieuragronom aus Belgien,
der ungefähr schon gleich lang wie ich unterwegs ist... oder der 60-
jährige Deutsche, der seit 4 Jahren (!) auf dem Camino lebt. Im Sommer
arbeitet er als Hospitalero, den Rest des Jahres ist er auf dem Weg,
im Moment mit einer 25-jährigen Japanerin.... oder die Familie aus
Südkorea, für die der Camino eine permanente Überfoderung
bedeutet... oder der 31-jährige aus Ungarn, der mit zwei
Freitagstaschen locker und schnell läuft...oder der arbeitslose
Portugiese, der ohne Geld unterwegs ist und hofft, vielleicht auf dem
Camino eine Arbeit finden zu können... oder Beni, der Amerikaner mit
der Leichtgewichtsausrüstung,den ich seit Montpellier alle paar Tage
wieder zufällig treffe... All diese und weitere Mitpilger wachsen
einem ans Herzen. Der gemeinsame Weg ist viel verbindender als ich
selber manchmal wahrhaben will.